Am Ort, wo die Prostitution neu erfunden werden soll, ist Kiffen erst ab 17 Uhr erlaubt. Eine Villa in Marbella, auf der Terrasse hat es Pool und Palme, vom oberen Stockwerk aus sieht man auf die Costa del Sol und das Mittelmeer. Das Büro ist im Keller, durch die schlitzförmigen Fenster dringt nur wenig Sonnenlicht, grelle Neonlampen spenden Helligkeit. An einem Stützpfeiler hängt ein Zettel mit den «Office Rules»: fünf Stunden am Morgen, drei am Nachmittag, Musik nicht zu laut, am Morgen ab sofort keine Spliffs mehr und später nur noch draussen. Hier unten, an einem Stehpult vor drei grossen Bildschirmen, bastelt Sergio Rigert am Puff der Zukunft. Gingr soll es heissen, eine App, die per GPS nach Prostituierten in der Nähe sucht, um sie dann per Knopfdruck zu buchen. Das geht so: Der Freier meldet der App seine Wünsche. Sex mit einer Blondine mit grossen Brüsten in einer Stunde bei mir — Klick auf Instafuck. Die App sendet die Anfrage an alle Prostituierten in Wie Nehme Ich Kontaktiere Ich Huren Nähe, auf welche die Vorlieben passen. Zurück kommen die entsprechenden Angebote, und der Freier entscheidet sich für eines davon. Instafuck: Sex nach Wunsch für jedermann, überall und jederzeit, bestellt und geliefert wie eine Pizza. Seine Haare hat er zurückgebunden, der Dreitagebart wirkt ungepflegt. Er kneift die Augen zusammen, blickt an den Bildschirmen vorbei an die mit Postern von «Star Wars» und halbnackten Frauen tapezierten Wände und erklärt: «Dieses Ding muss jetzt einmal richtig fett um die Welt. Losgehen soll es mit den deutschsprachigen Ländern, danach kommen England, Kanada, Neuseeland, Australien und Spanien. Und keine Joints am Vormittag. Kaum eine Branche, in der die digitale Revolution noch nicht ausgebrochen ist. Amazon und Zalando pflügen den Einzelhandel um, Whatsapp und Co. Start-ups bedrängen die mächtigen alten Platzhirsche — Uber statt Taxis, Airbnb statt Hotels, Spotify statt CD-Läden. Die ersten Vorschläge waren jedenfalls voller guter Absichten. Ein US-Rechtsprofessor machte mit einem Artikel in einer Fachzeitschrift den Anfang. Der Titel: «Prostitution 3. Peppet von der University of Colorado, könnte für bessere Marktbedingungen im Sexgewerbe sorgen, was insbesondere den Sexarbeiterinnen zugute käme; und zwar, indem quasi eine Drittpartei einen für beide Seiten sichereren Akt ermögliche. Eine App könnte, hypothetisierte der Professor, auf Datenbanken mit zum Beispiel Gesundheitsdaten zugreifen, um beide Seiten auf Geschlechtskrankheiten zu checken — und die Freier zusätzlich auf Vorstrafen sowie die Sexarbeiterinnen darauf, ob sie ihre Dienste freiwillig anbieten oder dazu gezwungen werden. Das Ergebnis dieser Abklärungen würde beiden Parteien vor dem Akt automatisch aufs Smartphone geschickt — und zwar anonym. Treffen sich schliesslich Freier und Prostituierte, bestätigt ein biometrischer Identitätsnachweis, dass es sich tatsächlich um die Personen handelt, die via App miteinander in Kontakt waren. Oder eben: Was es brauche, sei eine Prostitution 3. Die Kritik kam postwendend. Die Digitalisierung der Prostitution dürfe nicht der männlich dominierten Tech-Branche überlassen werden, schrieb die «Financial Times»-Journalistin Izabella Kaminska. Schaut man sich die Website von Gingr an, scheinen sich diese Befürchtungen zu bewahrheiten. Was dort zu lesen ist, tönt zunächst eher nach Auswüchsen männlicher Fantasie als nach einer App, die für einen besseren und damit sichereren Sexmarkt sorgen würde. Auf der Schweizer Startseite steht: «Träumst Wie Nehme Ich Kontaktiere Ich Huren von einem Sexpartner, der dich in die Geheimnisse des Alphornblasens einweiht? Oder bevorzugst du ein Fondue, in welches gern verschiedene Stäbchen eintauchen dürfen? Auch wenn es tönt wie ein flacher PR-Spruch: Expertinnen sehen in Apps wie Gingr durchaus Chancen für die Branche. Ein Problem sieht Bänninger darin, dass Sexarbeiterinnen auf der Strasse — und dort seien die Probleme am dringendsten — sehr preissensibel sind und kaum Geld für einen Account ausgeben würden. Und einen solchen braucht es, um Buchungen zu tätigen und Bewertungen von Freiern abzugeben. Wenn Gingr also Sexarbeiterinnen nützt, dann wohl vor allem solchen, die in den Hochpreissegmenten arbeiten: als Escorts oder in Bordellen. Darauf angesprochen, stellt Rigert klar: «Wir machen nicht auf Wohlfahrt, sondern wollen straightforward Cash verdienen. Wohl nur wenige Personalabteilungen dieser Welt würden Sergio Rigert einstellen. Der bisherige Lebenslauf des Jährigen liest sich mehr wie ein Trip als wie ein beruflicher Werdegang. Privatschule in Spanien, danach Firmen für Drohnenfotos und Haarentfernung gegründet sowie mit einem Nachtclub in Zürich gescheitert. Dazwischen eine wilde, Seiten starke Fantasy-Autobiografie geschrieben und Geld mit dem Anbau von Marihuana verdient. Neben Gingr zieht Rigert derzeit eine zweite Firma auf, die auf der CBD-Hanf-Welle mitreiten soll.
Das Bordell auf dem Handy
Prostituierte anonym kontaktieren: Wie funktioniert das? (Leben, Telefon, IT) Versand aus USA. Eingestellt am Aug. Wenn es dein Gatte alle zwei Wochen braucht—und heimlich jeden Monat eine Menge Geld von euren Kontos abzwacken kann—, wird er auch die Dienste. Dieser Aufkleber-Artikel wird verkauft von ThingsMadeByWeirdo. Frauen zeigen, was ihnen Freier schreiben - 20 MinutenEine App könnte, hypothetisierte der Professor, auf Datenbanken mit zum Beispiel Gesundheitsdaten zugreifen, um beide Seiten auf Geschlechtskrankheiten zu checken — und die Freier zusätzlich auf Vorstrafen sowie die Sexarbeiterinnen darauf, ob sie ihre Dienste freiwillig anbieten oder dazu gezwungen werden. Der Titel: «Prostitution 3. Ein Pressefoto zeigte Rigert im Anzug mit ernstem Blick und verschränkten Armen — flankiert von einer Domina, zwei Blondinen mit Strapsen und einem Callboy. Erst in einem dritten Schritt können die Männer die Profile der Frauen ansehen und das Date buchen. Darum frage ich nochmal: Wann war das letzte Mal, dass ihr dreimal in der Woche Sex hattet? Weitere Antworten zeigen.
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Dies ist eine digitale Datei des Musters, das wir für unsere fertigen Kreuzstiche verwenden. Wir ermöglichen Kunden, Escorts, Hobbyhuren, Dominas und andere Liebesdamen mehr diskret miteinander in Kontakt zu treten, Dates zu vereinbaren oder sich. Versand aus USA. Eingestellt am Aug. Wenn es dein Gatte alle zwei Wochen braucht—und heimlich jeden Monat eine Menge Geld von euren Kontos abzwacken kann—, wird er auch die Dienste. Dieser Aufkleber-Artikel wird verkauft von ThingsMadeByWeirdo. Sie können wählen, ob Sie eine für sich selbst mit Farben Ihrer.Und wie sieht es mit Geschlechtskrankheiten aus, willst du wissen? Ich sage damit nicht, dass es deine Aufgabe ist, ihn glücklich zu machen. Seit mittlerweile gut zwei Jahren tüftelt sie daran. Seine Haare hat er zurückgebunden, der Dreitagebart wirkt ungepflegt. Wenn es dein Gatte alle zwei Wochen braucht—und heimlich jeden Monat eine Menge Geld von euren Kontos abzwacken kann—, wird er auch die Dienste von Personen wie mir in Anspruch nehmen. Wenn Du zumindest das Risiko einer telefonischen Identifikation minimieren willst könntest Du eine öffentliche Fernsprecheinrichtung benutzen um Deine fleischlichen Begierden stillen zu lassen. Sie möge es hier, weil es sich ein bisschen anfühle wie zuhause, sagt Pia Poppenreiter und führt auf der Suche nach einem freien Sitzungszimmer durch einen schmalen Gang. Vielleicht willst du einfach nur nicht so oft mit ihm schlafen. Die Programmierer fand er in Marbella, wo er einst in die Schule gegangen war. Und einen solchen braucht es, um Buchungen zu tätigen und Bewertungen von Freiern abzugeben. Um die Web-App endlich fertig zu bekommen, entschieden Rigert und sein Freund, nach Spanien zu ziehen. Selbst in der ganzen Corona-Hysterie sind alle unsere Gäste komplett anonym geblieben, wir hatten natürlich auch keine Maskenpflicht Eine App könnte, hypothetisierte der Professor, auf Datenbanken mit zum Beispiel Gesundheitsdaten zugreifen, um beide Seiten auf Geschlechtskrankheiten zu checken — und die Freier zusätzlich auf Vorstrafen sowie die Sexarbeiterinnen darauf, ob sie ihre Dienste freiwillig anbieten oder dazu gezwungen werden. Der Instafuck funktioniert zwar noch immer nicht, und auch vom angekündigten weltweiten Release war bisher nichts zu hören. Rigerts Optimismus ist ungetrübt. Wann war das letzte Mal, dass er sich darüber beschwert hat? Ich bin nur eine Angestellte. Social Media. Was können die Frauen dagegen tun? Ein halbes Jahr später schickt mir Rigert eine Whatsapp: «Clevere Investition mit grossem Potenzial». Nur: Ein halbes Jahr später war bereits Schluss. Berlin, Co-Working-Space Rent Ja, wenn du einen Anruf zu dieser Dame tätigen willst, vorher im Telefonmenue die Option "Rufnummer unterdrücken" aktivieren. More From VICE Wie ich bei einem Fetischdreh eine ungewöhnliche Familie kennenlernte Nennt er mir keinen oder ganz bewusst einen falschen, dann ist mir und meinen Kolleginnen auch das vollkommen schnurz. Wir schauen dann NICHT auf eine Rufnummer im Display oder lassen uns von einem Freier vorher den Perso und so zeigen. GechillterDude Dazwischen eine wilde, Seiten starke Fantasy-Autobiografie geschrieben und Geld mit dem Anbau von Marihuana verdient. Was dort zu lesen ist, tönt zunächst eher nach Auswüchsen männlicher Fantasie als nach einer App, die für einen besseren und damit sichereren Sexmarkt sorgen würde. Geheimnisse, Streit, Versöhnung, Repeat Tele Züri sowie einige Online-Medien berichteten. Das sei für Sexarbeiterinnen ein Vorteil, sagt Poppenreiter: «Die Jobbezeichnung Prostituierte kann eine Sexarbeiterin mit zwei Kindern zu einem heiklen Doppelleben zwingen, weil sie sonst beispielsweise Probleme beim Finden eines Krippenplatzes bekommen könnte. Start-ups bedrängen die mächtigen alten Platzhirsche — Uber statt Taxis, Airbnb statt Hotels, Spotify statt CD-Läden.